Freitag der 13.

Andere Velofahrende erkranken an Typhus oder es wird ihnen das Maschinengewehr vor die Brust gesetzt. Gottlob ist mir bisher weder Gewalt noch ein starkes körperliches Leiden widerfahren. Es sind die mechanischen Einzelteile, die auseinanderfallen. Ein Innenlager das kaputt geht, ein Zelt, das demoliert wird, die Tretkurbel, die abfällt, der Keramik-Zahn, der ausfällt, oder wie an jenem Freitag, der Rahmen, der gebrochen ist.

Verheissungsvoll hat der Tag nicht begonnen, doch war es ein passabler Start. Die Hotelangestellten haben mich in kindlicher Hysterie befallen und standen in seltsamen Posen um mich, während uns ein Blitz nach dem anderen erhellte. Auch die lebendige Stadt war interessant und die sanften, grünen Täler, deren Strassen so ruhig waren, wie diejenigen im Val Mora. Scheinbar fing alles mit einem harmlosen Bissen in ein Würstchen an, indem gerade so gut Hund drin sein konnte, obwohl mich auf der Haut ein Löwe angrinste. Das erste Zeichen ignorierte ich gelassen, ebenso wie die Regentropfen, die bald ganz dicht vom Himmel fielen. Bei den Strassen wurde ich dann allmählich skeptisch. Die waren überflutet und von so grossen Pfützen durchsetzt, dass ich nicht sicher sein konnte, eine Koi-Karpfen-Zucht zu durchfahren. Als sich die Kraftübertragung meiner Schenkel seltsamerweise nur behaglich aufs Velo übertrugen und ich mich wie auf einer Schaukel fühlte, erahnte ich böses: ein Rahmenbruch. Der Blick unter die Pelerine bestätigten Luzifers Werk. Mühevoll kämpfte ich mich in die 60 km entfernte Stadt. Innen von der Transpiration nass, aussen vom Regen. Es soll zum Tag passen, dass mich kein Hotel aufnehmen durfte. Erst bei der vierten Unterkunft und endlosen Verhandlungen, bekam ich das feuchte Zimmer, indem es nach abgestandenem Zigarettenrauch roch.

Ich weiss nicht, wie oft im Jahr der 13. eines Monats auf einen Freitag fällt. Jedenfalls habe ich einen empirischen Fall nachgewiesen (sollte es irgendwelche Wissenschaftler geben, die zu Freitagen des 13. forschen...), dass sich tatsächlich unvorteilhafte Vorgänge ereignen können. China ist bisher das Land der Rückschläge für mich. Weshalb mir ausgerechnet hier signifikant mehr negatives zustösst, bleibt ein Rätsel. Bisweilen wähnte ich mich im Kampf mit der Hydra.