Japans Hunde(halter)

10.11.2019

Was mir an weltläufigen Ländern mit einer grossen Bevölkerungszahl stets von neuem imponiert, sind die ausgefallenen Handlungen, die Mode oder Kunst der Leute. In Japan gibt es viel ausgefallenes, wenn ich beispielsweise an den Super Mario denke, der an einer Kreuzung in Sapporos Zentrum vor mir vorbeiflitzt und ich zunächst an eine Sinnestäuschung denke. Nein, da hat sich tatsächlich jemand die Mühe gemacht, sich so zu kleiden wie Super Mario, eine Maske aufzusetzen und das beeindruckendste, ein Gefährt zu erstellen, welche den Protagonisten des Spiels meiner Kindheit, echt nachstellt. Oder da gibt es den Knopf am Closomat, mit dem Spülgeräusch simuliert werden kann, um die intimen Geräusche zu überschallen. Selbst die Lautstärke kann reguliert werden. Ein Mann, ganz im roten Blumenkostüm, wiederum fragt mittels Plakat die Passanten an der Shibuya-Kreuzung, wer ihn heiraten möchte.

Am groteskesten finde ich jedoch das Verhältnis einiger Japaner zu ihren Hunden. Die Frau des betagten Paares beispielsweise, stösst den Hundewagen vorsichtig über die Verbundsteine, währendem sich der Pudel unruhig im Körbchen dreht. Er hinkt mit Schoppen aus Milch und Wasser hinterher. Bald darauf kommt mir eine ältere Frau entgegen, die ihren Hund in einem Babytuch gewickelt, vor der Brust trägt. Spätestens jetzt bin ich mir nicht sicher, wer hier abnormal ist. Die Hundehalter oder ich, der in Velohosen und Sonnenbrille durch den Park schlendert.

In Tokio gibt es einen Mann, der mit sieben Hunden an sieben Leinen herumläuft und nur damit beschäftigt ist, diese Leinen zu entwirren, während auf Schienbeinhöhe das Gewirr unablässig neu entfacht wird. Ebenfalls in Tokio erspähe ich "Hipster Dog", eine Einrichtung speziell für Hunde. Auch das noch, denke ich mir. Der Blick ins Innere lässt die Vermenschlichung der Tiere binnen Sekunden erkennen, auch wenn sie weder Bärte noch Tattoos tragen. In der Kapitale gibt es spezielle Kaffees, in welchen kleine Hunde gestreichelt werden können, wie an der LUGA die Schweinchen im Sägemehl.

Auf dem Land ketten die Bauern ihre Hunde an einer seilbahnartigen Konstruktion fest, damit diese keinen Bewegungsmangel verspüren.

Am amüsantesten ist jedoch die Szene, welche sich im südlichen Hügelland der Präfektur Iwate ereignete: Der Hund hat die Vorbereitungen getroffen, um bald sein Geschäft zu verrichten. Die adrette Hundehalterin im offenen, beigen Mantel, ist mit einem Schäufelchen ausgestattet und bückt sich. Die Leine spannt sich. Es soll nicht hier, sondern da platziert werden. Hastig, in kleinen Schritten, rückt die Hundehalterin nach und bevor das Häufchen auf dem Erdenboden platziert werden kann, landet es auf dem Schäufelchen von Frauchen. Perfekte Koordinierung, fast perfekte Zusammenarbeit...

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