Salarymen
Einige tragen Mundschutz oder
exzentrische Brillen in kreisrunder oder sechseckiger Form. Sogar Ellipsen
werden mit dickem Rahmen als Sichtkorrekturen verwendet. Der schweifende Blick
erhascht Männer mit gegeltem Haar oder aber einer sauberen Mittelscheitel. Die
schwarzen Anzüge dominieren und lassen die Figuren betonen. Die Tragart ist
näher am eleganten Mailand als beim plumpen weissen Haus. Hin und wieder sticht
das Beige eines Frauenmantels hervor, der mit dem Geräusch der Absatzschuhe
rhythmisch schwingt. Die Masse bewegt sich schnell. Anhalten ist nicht möglich,
sonst stolpert man und wird getreten. Die steinernen Minen unterscheiden sich
kaum von jenen Arbeitenden aus Norilsk am Ende einer zähen Schicht. Immer
wieder wird Gähnen unterdrückt. Das Zifferblatt der Rolex zeigt an, dass nicht
viel Zeit übrig bleibt. An der roten Ampel kommt die Masse kurz zum Stillstand,
bis sie wieder das gewohnte Tempo adaptiert hat. Im 24 Stunden Betrieb des
nahen 7-Eleven werden vermeintlich leistungssteigernde Energy-Drinks in
Sekundenschnelle runtergespült. Einige nehmen für wenige Minuten einen
Sitzplatz in Beschlag und kramen ihr Bentō aus der Tasche hervor. Die Schale
mit den verschiedenen Fächlein ist mit Reis, Fisch und garniertem Gemüse
angerichtet. Kaum ist das letzte Reiskorn runtergeschlungen, geht die Hast
weiter. Wertschöpfung muss generiert werden. Zufriedenheit strahlen wenige
Salarymen aus, wie die Anzugträger in Japan genannt werden.
Meine Gedanken schweifen unbewusst zum Aokigahara, einem Wald, der durch seine Dichte an den Hängen des Fujis, für die in Japan ehrenhaften Selbstmorde, bei Suizidanten beliebt ist. Ich hoffe, meine Gedanken sind zusammenhangslos und die Ausdrücke in so manchem Gesichte treiben mich in die Irre.