Sehnsucht nach Zivilisation

31.07.2019

Nie habe ich mich so nach Zivilisation gesehnt wie in der Taklamakan. Nie habe ich eine Stadt so genossen, wie in dieser Wüste. Wie unbeschreiblich schön es ist, wenn kühles Wasser die verklebte Haut benetzt. Wie schön der Blick zum Abflussrohr ist, das mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt wird und Sand langsam hinterherströmt. Nach dem jede Ritze des Velos, jedes Gepäckstück, jedes Kleidungsstück, nachdem Ohren, Augen, Nasen mit Sand verklebt sind und die Zähne knirschen, nachdem Kochtopf und Essen mit Sand aromatisiert wurden, ja, sehne ich mich nach Zivilisation, nach einer Dusche. Ich geniesse den Einkauf im Supermarkt mit der überfordernden Auswahl und umzingle jedes Regal, beäuge sämtliche Produkte und belade nach grosser Lust, als fürchte ich eine Hungersnot. Die fürchte ich tatsächlich. Denn morgen geht's wieder hinaus, in die windgeschwängerte heisse Luft, voller Sand und Entbehrungen. Wer weiss, wann ich wieder Essen kaufen kann, wann ich wieder duschen kann. Das Leben reduziert sich auf die simpelste Art, einfach zu überleben. Irgendwie. Ich fühle mich im Holozän.

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