Stille Arbeitende

08.10.2019

Ohne sie wären die Strassen staubiger und die Äste der Hecken würden an den Seitenspiegeln nervige Kratzgeräusche verursachen. Es sind herzzerreissende Bilder, wenn sich ein kleiner, krummer Körper über die grüne Leitplanke kämpft, um dahinter die goldige Aluminiumdose eines chinesischen RedBull-Imitats aufzuheben. Wortlos wischen sie den Staub und die verwelkten Blätter zusammen, die zu einem guten Teil vom nächsten Fahrzeug wieder aufgewirbelt werden. Geduldig warten sie, bis die Räder über die Strasse gegleitet sind, um da weiterzumachen, wo sie vor der Zwangspause aufgehört haben. Die blumigen Blusen und die schwarzen Kittel haben die Farbe des Staubes angenommen. Der kegelförmige Strohhut Schütz vor der gleissenden Sonne. Nur knapp weicht der zwölfzylindrige Maybach aus, das Tempo kein bisschen reduzierend. Die Gegensätze sind gross.

Die von Rheuma gezeichneten, buckligen Rücken und die O-Beine hätten anderes verdient: Ein würdiger Ruhestand, nach einem Leben voller Entbehrungen. Nach überstandenen Bürgerkriegen und Hungersnöten scheinen sie sich Ruhe in der grössten globalen Wirtschaftsmacht nicht leisten zu können. Und so tränken sie weiter die endlosen, farbenen Blumenbeete, schneiden weiter die Thuja, fegen den Staub mit den Zigarettenfiltern von der Strasse und fahren mit ihren knatternden und rostigen Dreiradrädern ein Stück weiter, um dort wieder von vorne zu beginnen, für ein glänzendes und aufstrebendes China.

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